Dienstag, 13. Oktober 2015

Grundsteine für ein Urvertrauen bei Kindern - sind dadurch Kinder zufriedener im Alter?

Letztens hatte ich ein interessantes und aufschlussreiches Gespräch mit meiner Partnerin, in dem es darum geht, wie ein Kind zufrieden werden könnte.

Kann ein Mensch nur zufrieden sein, wenn ein großer Teil seiner Bedürfnisse gestillt wird? Wie sehen diese Bedürfnisse bei Kindern aus und sollte man diese auch befriedigen? Was passiert, wenn man diese nicht befriedigt und welche Rolle spielen die Eltern? Diesen Fragen will ich mich heute widmen.


Zufriedenheit durch gestillte Bedürfnisse?


Ich bin der Meinung, dass ein Mensch nur glücklich und zufrieden leben kann, wenn seine Bedürfnisse gestillt sind. Psychische Grundbedürfnisse sind zum Beispiel Anerkennung, Liebe, soziale Bindungen in dem Vertrauen entsteht, Freiheit, Selbstbestimmung und Kreativität. Praktische sind dann zum Beispiel Essen, Atmen oder Sicherheit, wie ein Dach über den Kopf. Wer mehr dazu will, schaut sich mal diesen Wiki-Artikel an.

Ein Mensch kann nur zufrieden und glücklich sein, wenn diese Bedürfnisse zu einem großen Teil gestillt sind. Menschen die eingesperrt sind, Menschen die körperliches Leid erfahren müssen, können nicht zufrieden sein. Selbst wenn ich Leid nicht selbst erlebe, sondern miterlebe, wird sich dies auf meine Zufriedenheit niederschlagen. Wir Menschen sind miteinander verbunden und wenn auf der Welt einem Menschen Leid zugefügt wird - selbst wenn er sehr weit weg ist - so empfinde ich doch etwas für ihn und kann sein Leid nicht ausblenden und demnach auch nicht glücklich werden.

Daraus folgt, dass wir uns für die Zufriedenheit aller Menschen einsetzen müssen um selbst ein zufriedenes Leben zu führen.

Was brauchen Kinder?


Kinder brauchen ein Urvertrauen zu den Eltern, zu anderen Menschen. Entsteht kein Urvertrauen, entsteht ein Urmisstrauen. Nur die gleichmäßige Liebe der Eltern, Großeltern, etc. führt dazu, dass sich das Kind auf seine Umwelt verlassen kann. Dieses Urvertrauen kann man nur aufbauen, in dem man alle Bedürfnisse seines Kindes befriedigt. Zum Beispiel schreit ein Baby nicht ohne Grund. Vielleicht sucht es einfach nur Nähe. Wird diese Nähe verweigert, so leidet das Vertrauen in die Eltern, in die Erwachsenen. Sicher, es wird irgendwann nicht mehr schreien und ohne die Eltern einschlafen. Aber dadurch hat das Kind schon resigniert und das Bedürfnis nach Nähe wird unterdrückt. Diese Urerfahrungen werden zu einem festen Bestandteil seiner Persönlichkeit.

Wenn das Baby Hunger hat, muss es essen. Wir Erwachsenen essen ja auch wann wir wollen. Oder wir gedulden uns. Aber kennt ein Baby schon Geduld? Stellt euch vor, ihr kommt aus dem Mutterbauch, in dem es ständig Nahrung gab, wann immer das Ungeborene wollte. Nach der Geburt soll nun alles anders sein? Würdet ihr das als Baby verstehen? Diese Zusammenhänge? Sicher nicht.

Essen ist also ein Bedürfnis und es muss gestillt werden. Sieht es mit den psychologischen Bedürfnissen nicht gleich aus? Hat ein Baby nicht auch "Hunger" nach Nähe, Liebe und Anerkennung? Werden diese Dinge vernachlässigt, lässt man sein Kind psychisch "verhungern". Psychische Schmerzen werden von Menschen genauso wahrgenommen wie körperliche Schmerzen. Es ist also im Grunde eine Körperverletzung wenn man seinem Kind Nähe verweigert. Kinder schliefen neun Monate so eng an der Mutter, wie sollen sie auf einmal verstehen, dass sie nun alleine in einem großen kalten Bett schlafen sollen? Die Eltern noch im anderen Zimmer am Fernsehschauen? Da würde ich auch als Kind schreien. Wie abgestellt, wie abgeschoben, muss man sich als Baby da fühlen.

Wieso rebellieren Kinder?


Weil sie kein Urvertrauen besitzen. Wer zufrieden aufwächst ist mit sich im Reinen. Wer schon früh auf seine Kosten kam, der muss diese später nicht kompensieren (ausgleichen) mit anderen Dingen. Wer nie Hunger litt, der muss nicht nach Essen rufen. Wer genug Anerkennung bekam, der muss nicht nach Anerkennung buhlen. Der muss keinen Menschen hinterherlaufen um deren Anerkennung zu bekommen.

Wer unzufrieden ist, muss dagegen schießen. Wer zufriedene Menschen sieht, wird eifersüchtig. Dies drückt sich dann durch irrationales Verhalten aus. Ein Kind was nicht in seinen Grundbedürfnissen befriedigt ist, wird sich eher unentspannt verhalten, zum Beispiel wird es ständig um die Anerkennung der Mutter buhlen. Oder es resigniert, verstummt und ist in sich gekehrt.

Ja, aber, ich kann doch nicht, die Zeit?!


Guter Punkt. Kurz und knapp: Was ist wichtiger? Ein Urvertrauen aufzubauen oder Arbeiten zu gehen, Hobbys nachzugehen, etc.? Damit wird es zum politischen Problem. Sich richtig um Kinder zu kümmern, also mit Qualität und Quantität, wäre nur möglich, wenn wir Erwachsenen viel mehr bei unseren Kindern wären - und dafür müssen wir uns einsetzen. Nur dann könnten wir auf sie eingehen, sie wahrnehmen, sie versuchen zu verstehen. Welches Elternteil kann sich nach einem 12-Stunden-Tag denn noch auf sein Kind einlassen? Die Energie des Erwachsenden ist auf Arbeit geblieben, aber kommt sicher nicht beim Kind an, welches die ganze Aufmerksamkeit der Eltern benötigt. Hausaufgaben mit Zoff, Abendbrot und dann ab ins Bett.

Der Kindergarten stillt ja die Bedürfnisse meines Kindes? Wirklich? Zwei Erzieher auf 12-15 Kinder? Wie soll das denn bitte gehen? Nein, dass geht nicht, kein Erzieher kann bei dieser Verteilung die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes wahrnehmen.

Wieso sind wir eine so materielle Gesellschaft? Wieso konsumieren wir so viel? Weil wir nicht auf unsere Bedürfnisse kommen. Viele Menschen sind grundlegend unglücklich und der Kapitalismus befriedigt nur kurzzeitig diese Bedürfnisse - es hält nicht lange an. Daher gehen wir bald wieder einkaufen. Aus dieser Situation müssen wir ausbrechen, wenn wir wirkliche Zufriedenheit suchen.

Um unsere Bedürfnisse wirklich zu befriedigen müssten wir weniger arbeiten und uns mehr auf die sozialen Beziehungen konzentrieren. Nur echte Freundschaften können einen Anerkennung und Geborgenheit geben. Das kann ein Wirtschaftssystem niemals ersetzen. So ist es auch mit Babys und Kindern. Erhalten diese kein Urvertrauen, entwickelt sich ein Urmisstrauen. Das Kind misstraut sich selbst, anderen Menschen und der Welt.

Ein Misstrauen gegenüber sich selbst führt zu Minderwertkeitsgefühlen und trägt nicht dazu bei eine starke Persönlichkeit zu entwickeln. Ein Misstrauen gegenüber anderen Menschen kann dazu führen, dass man Probleme hat, überhaupt einen Partner oder Freunde zu finden. Man sieht also, dass die ersten Jahre des Vertrauensaufbaus eine sehr wichtige Rolle spielen.

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